Es ist das Gefühl eines gemeinsamen Ziels, das Gefühl der Verbundenheit, das der geteilten Werte. Der Begriff „Arbeitsplatzkultur“ mag vielen bekannt sein, doch die Wichtigkeit und Komplexität derer oftmals nicht. Denn eine gesunde Arbeitsplatzkultur zu erschaffen ist gleichermaßen herausfordern und fundamental für Mitarbeiterbindung oder Motivation. Nicht selten kommt es vor, dass eine Firma ein tolles Produkt (oder Dienstleistung) anbietet und auf dem Papier eigentlich sehr erfolgreich sein müsste, aber leider von innen zerfällt. Immerhin hat das Römische Reich zahlreichen Schlachten Stand gehalten und überlebte satte 2,206 Jahre, bis es dann unter innerer Instabilität aufgrund der eigenen Größe in sich zusammengefallen ist wie ein Kartenhaus. Klar, die eigene Firma mit dem Römischen Reich zu vergleichen mag hochgegriffen klingen (und ist es wahrscheinlich auch, aber Dramatik macht immer sehr viel Spaß) doch im Endeffekt läuft es auf das Gleiche hinaus. Instabilität innerhalb des Unternehmens wie zum Beispiel durch Unzufriedenheit kann einer Firma sowohl kurz- als auch langfristig enorm schaden.
Sowohl für Arbeitnehmer- als auch Geber ist es im eigenen Interesse eine gesunde Arbeitsplatzkultur zu pflegen. Hierbei geht es unter anderem um ein gemeinsames Ziel aber auch um Spaß bei der Arbeit und einem „Wir“ Gefühl. In diesem Blog-Artikel wollen wir das Konzept der Arbeitsplatzkultur erläutern. Hierzu wollen wir darauf eingehen, wie eine gesunde Arbeitsplatzkultur geschaffen wird und welche Vorteile dies mit sich bringt. Anderseits soll dieser Beitrag auch die Gefahren aufzeigen im Falle einer fehlenden Arbeitsplatzkultur. Abgerundet wird dies schlussendlich mit Empfehlungen und „Best-Practice-Cases“.
Was ist eine Arbeitsplatzkultur?
Es ist der Begriff dieses Beitrags und dennoch sollten wir zunächst einmal klären, was genau damit gemeint ist. Die Arbeitsplatzkultur kann definiert werden als das Ensemble der geteilten Werte, Überzeugungen, Normen und Verhaltensweisen, die die soziale und psychologische Umgebung eines Unternehmens formen. Arbeitsplatzkultur wird geprägt durch die Geschichte des Unternehmens, seine Mission, Führungsstile, sowie durch die täglichen Erfahrungen und Interaktionen aller Mitarbeiter. Sie beeinflusst die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter sowie die Effektivität, Produktivität und letztendlich den Erfolg des Unternehmens. Wie man also unschwer erkennen kann, setzt sich die Arbeitsplatzkultur aus diversen Faktoren zusammen. Deshalb ist es umso wichtiger alle grundliegenden Faktoren zu beachten.
Elemente der Arbeitsplatzkultur
Die eben angesprochen Faktoren sind vielschichtig. Wir reden hier von Dingen, die innerhalb vom Team stimmen müssen, aber auch von Vorgaben von ganz oben. Ein solcher Falls sind die Vision und Mission Statements des Unternehmens.
Mission-Statement: Das Mission-Statement definiert den gegenwärtigen Hauptzweck eines Unternehmens. Es erklärt, warum die Firma existiert, und dient als Leitfaden für die täglichen Operationen und Entscheidungsprozesse. Es konzentriert sich auf das Hier und Jetzt und beschreibt die Ziele, Zielgruppen und Schlüsselangebote des Unternehmens.
Vision-Statement: Das Vision-Statement hingegen skizziert die langfristigen Ziele und Träume des Unternehmens. Es ist eine inspirierende und aspirative Aussage, die beschreibt, was ein Unternehmen in der Zukunft erreichen möchte. Es dient als Wegweiser für das Wachstum und die Entwicklung des Unternehmens, motiviert die Mitarbeiter und hilft, Strategien zu formen, die das Unternehmen in die gewünschte Richtung lenken.
Diese beiden Aussagen definieren die alltäglichen und die zukünftigen Meilensteine die als kollektives Ziel fungieren. Wichtig ist, dass diese Ziele realistisch und spezifisch sind. Ein gutes Beispiel für eine effektive Zielsetzung ist das SMART-Prinzip. Allgemein gilt, je mehr Gemeinsamkeiten man für alle Stakeholder schaffen kann umso besser.
Teamwork makes the dream work – Nie ohne mein Team!
Ein weiterer unschätzbar wichtiger Faktor in der Arbeitsplatzkultur ist das Team selbst. Eine Kultur ist immer geprägt von dem aus ihren bestehenden Einzelteilen und das ist in einem Büro nicht anders. Im englischen Raum spricht man sogar manchmal von „Personality Hires“ also Personal, das aufgrund ihres guten Gemüts beschäftigt wurden. Und auch in deutschen Firmen wird mehr und mehr darauf geachtet, dass Mitarbeiter nicht nur auf einer fachlicher, sondern eben auch auf einer persönlichen Ebene funktionieren.
Ich bringe in diesem Fall gerne einen Sport-Vergleich, da die Europameisterschaft im eigenen Land vor der Tür steht. Im 20ten Jahrhundert hat die deutsche Nationalmannschaft insgesamt 3 Weltmeisterschaften gewonnen (1954, 1974, 1990). Doch so große Stars wie heute gab es damals noch nicht. Die Mannschaft kam über Fleiß, harte Arbeit und eben auch über das Mannschaftsgefüge, in dem jeder für den jeweils anderen gekämpft hat. Was bringen einem die tollsten Talente und die schlausten oder fleißigsten Individuen, wenn sie keine Teamspieler sind. Im Büro und auf dem Fußballplatz gilt es ein Team zu sein. Das bedeutet unter anderem auch mal Aufgaben für anderen Personen zu übernehmen, sich die Verantwortung im Erfolg oder aber auch Misserfolg zu teilen und seinen Mitmenschen mit viel Verständnis und Empathie entgegenzutreten.
Was bedeutet das aber für Arbeitgeber? Setzten Sie ihr Team schlau zusammen und versuchen Sie mehr Faktoren als nur fachliche Qualifikationen zu beachten. Sie sind der Kaderplaner Ihrer Profimannschaft. Sie brauchen Arbeiter, die die ordentlichen Kilometer machen. Sie brauchen die heißen jungen, die viel lernen wollen und oftmals neue Ideen einbringen. Sie brauchen die Veteranen, die die jungen an die Hand nehmen und das stürmische Gemüt und die ganze Energie sinnvoll leiten. Sie brauchen gleichermaßen Anführer und Arbeiter und das in einem Verhältnis, das gesund und ausgewogen ist. Und ja, vielleicht brauchen Sie sogar einen Büro-Clown, der zwar gerade so die Anforderungen erfüllt, aber den Leuten einen zusätzlichen Grund gibt morgens ins Büro zu kommen. Diese Aussagen sind weitestgehend pauschalisiert und treffen nicht auf jeden Betrieb zu und dennoch möchte ich Sie mit diesen Aussagen zum Nachdenken anregen. Eine nette Arbeitskollegin, die immer lächelt, ein empathischer und verständnisvoller Chef, oder ein lustiges Kerlchen haben schon manch einer Person den Montagmorgen versüßt. Wir verbringen mit unseren Arbeitskollegen manchmal sogar mehr Zeit als mit unseren eigenen Familien, da muss die Chemie einfach stimmen, sonst werden wir schnell unglücklich.
Vorteile der Arbeitskultur – Alles, aber bitte kein Obstkorb!
Eine positive Arbeitskultur hat für Arbeitnehmer- und Geber gleichermaßen Vorteile. Für Arbeitnehmer stehen Mitarbeitervorteile, nette Kollegen und eine konstruktive Feedbackkultur im Vordergrund. Bei den Benefits reden wir jedoch weder von dem obligatorischen Obstkorb noch von einer Wasser- oder Kaffeeflatrate. Diese Dinge wurden bereits in diversen Sozialen Netzwerken von der Generation Z als verpönt abgestempelt. Allgemein gilt auch hier, wer Talent an sich binden will muss größere Geschütze auffahren als Kernobst und Koffein. Benefits können von Aktienpaketen oder Firmenwagen bis hin zu kleineren Sachen wie Rabatten und Sonderaktionen für Mitarbeiter reichen. Auch Flexibilität und Freiheit stehen besonders bei der jüngeren Generation hoch im Kurs. Home-Office, flexible Arbeitszeiten und eine funktionierende digitale Infrastruktur sind für viele mittlerweile fast schon eine Mindestvoraussetzung. Durch die Covid-Pandemie und der zunehmenden Digitalisierung aber auch der sich wandelnden Werte der Generationen waren und sind diese Trends kaum noch aufzuhalten, also sollten Arbeitgeber dies für eine positive Kultur am Arbeitsplatz berücksichtigen! Die Vorteile liegen hier auf der Hand. Wir reden hier von mehr Freiheit, mehr Benefits und vor allem mehr Spaß an der Arbeit.
So viel Anforderungen, warum sollten Arbeitgeber da mit machen? Naja, in erster Linie haben sie nicht wirklich eine Wahl. Wer keine gesunde Arbeitsplatzkultur pflegt, wird langfristig mehr Geld ausgeben müssen für das Einarbeiten von neuen Kräften als für die tatsächlichen Benefits, die man ursprünglich nicht anbieten wollte. Eine Studie von Deloitte bezifferte die durchschnittlichen Fluktuationskosten, die durch die Besetzung einer neuen Stelle entstehen, auf 14.900 Euro pro Stelle. Daraus ergibt sich, dass durch eine sorgfältige Rekrutierung und eine gute Einarbeitung die Produktivität und die Motivation der Mitarbeiter verbessert und die Fluktuation gesenkt werden kann, was letztendlich kosteneffizienter ist als häufige Neueinstellungen. Doch da hört es für Arbeitgeber noch lange nicht auf. Glückliche Mitarbeiter sind meistens engagierter, fleißiger und deutlich produktiver. Jemand der sich geschätzt fühlt bleibt eher nochmal ein paar Minuten länger, um ein wichtiges Projekt abzuschließen als ein todunglücklicher Mitarbeiter, der punkt 17:00 den Stift fallen lässt und das E-Mail-Postfach schließt. Zufriedene Arbeitnehmer sind halt einfach besser für jeden Betrieb, sowohl aus einer Produktivitätssicht als auch aus einer finanziellen. Hinzu kommt natürlich, dass man als Führungskraft sehr wahrscheinlich auch mehr Spaß hat an einem glücklichen Umfeld, denn gemocht werden wollen wir ja schließlich alle irgendwo.
Fazit
Schlussendlich ist jede Firma anders und sämtliche Anforderungen müssen auf den jeweiligen Betrieb angepasst werden. Klar, wir werden jetzt unsere Bäcker und Metzger genauso wenig ins Home-Office schicken können, wie wir dem neusten Praktikanten einen Firmenwagen geben können. Das wäre unrealistisch und fahrlässig. Doch darum geht es auch gar nicht. Es geht darum zu realisieren, wo wir uns gegenseitig helfen können, wie wir die Arbeitszeit zu qualitativer Lebenszeit umwandeln können und darum die beste Mannschaft für das Spiel aufzustellen. Arbeiten müssen wir alle in irgendeiner Form, ob jetzt als Arbeitgeber- oder Nehmer. Daher ist es umso wichtiger eine angenehme Kultur am Arbeitsplatz zu schaffen mit Individuen, die ein Team formen und mit Vorteilen, die wirklich welche sind. Der Spruch „Arbeitszeit ist Lebenszeit“ ist so richtig schön abgedroschen und dennoch so richtig und aktuell wie eh und je. Eine gesunde Arbeitskultur fängt beim Individuum an und hört in der Summe auf.